EMC 110: Schule: Stress raus – Spaß rein (Interview mit Ben Ahlfeld)

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Prüfungsangst, Blackouts und generell Ängste vor der Schule sind heute leider nicht mehr die Ausnahme, sondern für viele Kinder und Eltern der Alltag. Stephanie Buß ist Lerncoach und Autorin des Buches „Schule: Stress raus – Spaß rein“. In diesem Interview mit Benedikt Ahlfeld erfährst du was Sprache mit der Entstehung von Ängsten zu tun hat und wie man unliebsame Gewohnheiten (wie etwa Prüfungsangst) durchbrechen kann. Benedikt gibt hilfreiche Tipps wie man sowohl als Vorbild für andere besser wirkt als auch sich selbst seinen Ängsten stellen. Eine lehrreiche Podcast Episode sowohl für Eltern, Kinder als auch für Führungskräfte!

Wie wichtig ist Sprache und Kommunikation?
Sprache ist so ziemlich das Wichtigste, was uns auch zum Menschen macht. Das ist übrigens der Grund, warum wir so ein riesengroßes Vorderhirn entwickelt haben. Jedes menschliche Kind ist eigentlich eine Frühgeburt. Der Schädel ist noch weich, damit das Kind überhaupt durchpasst und die Mutter nicht bei der Geburt stirbt. Jeder, der schon mal Kinder im jungen Alter erlebt hat, der weiß, dass Kinder im Vergleich zu vielen anderen Säugetieren noch nicht sofort überlebensfähig sind. Das braucht ein paar „Tage“, bis sie von alleine herumlaufen und sich selbst ernähren können. Das hat für uns viele Konsequenzen, zum Beispiel soziale. Denn wir müssen auf diese süßen Kleinen auch aufpassen. Aber auch, weil uns das viel Energie kostet: vierzig Prozent der täglichen Energie, die wir verbrauchen, benutzen wir im Gehirn

Was ist nun der evolutionäre Nutzen davon, dass wir so ein forderndes Gehirn haben? Wir nutzen es für Sprache. Sie ist das, was uns zum Menschen macht. Sprache hat uns geholfen, uns nicht nur im jetzigen Leben zu entwickeln, sondern über mehrere Generationen Wissen weiterzugeben und herauszufinden: „Was hat schon für andere früher funktioniert?“ Somit nicht nur genetisch Informationen weiterzugeben, sondern auch kodifiziertes Wissen.

Was kann ich mit Sprache anrichten?

Sehr viel Gutes und auch ein paar nicht so gute Dinge. Nicht nur die Kommunikation nach außen ist wichtig, sondern auch wie wir selbst mit uns sprechen. Das basiert auf den früheren Erfahrungen, die wir gemacht haben.
Gerne erkläre ich das an einem konkreten Beispiel. Es gibt Menschen, denen geht es „eigentlich“ gut. Es könnte ihnen sogar richtig gut gehen. Denken wir zum Beispiel an eine Person, die schon lange in Pension ist. Sie hat ausgesorgt, hat keine Sorgen mehr, ist körperlich gesund und geistig fit. Aber vor ein paar Jahren ist der Person etwas Schlimmes passiert. Und diese Geschichte, die heute aber gar nicht mehr real ist, erzählt sie sich die ganze Zeit immer wieder in ihrem eigenen Kopf und lebt gedanklich in der Vergangenheit. Wir tun das alle und das ist auch in Ordnung.

Wir erinnern uns ganz oft an eine Situation zurück, die jener ähnelt, in der wir gerade sind. „Woher kenne ich das schon?“ fragen wir uns unbewusst. Sonst gäbe es viel zu viele Informationen, die uns überfordern würden. Um uns die Welt leichter zu machen, vergleichen wir unbewusst die ganze Zeit: „Woher kenne ich das schon, was gerade passiert?“ In der Psychologie nennt man das, das episodische Gedächtnis.
Wenn ich schöne Erfahrungen gemacht habe, dann bringen mich diese Erinnerungen auch jetzt wieder in einen positiven, motivierenden und proaktiven Zustand. Habe ich in der Vergangenheit eher unangenehme Erfahrungen gemacht, dann könnte es sein, dass das meinem Zustand im Hier und Jetzt auch negativ beeinflusst. Das heißt, manche Menschen, die könnten sich im Hier und Jetzt glücklich und gut fühlen, aber sie machen es nicht, da sie sich selbst negative Geschichten erzählen und dadurch schlechter fühlen.

Sprache an sich ist noch nicht das Werkzeug, sondern das Werkzeug sind die Geschichten, die wir erzählen. Diese Geschichten haben einen großen Einfluss. Bewertungen wie: „Wer hat dir beigebracht, wer du bist?“ oder „Wer hat dir erzählt, was richtig und falsch, was gut und schlecht ist?“ haben wir ganz oft in jungen Jahren übernommen. Wir haben das früh gelernt und auch unreflektiert übernommen.
Der Mensch lernt am schnellsten durch Nachahmung. Wir können jedoch nicht immer selbst entscheiden, was wir lernen und wir können auch nur das wissen, was wir kennen. Wir lernen ganz oft von unserem direkten Umfeld, d.h. von Eltern, Verwandten, Geschwistern, Autoritätspersonen, Lehrern und vielleicht auch von Idolen, die man gar nicht persönlich getroffen hat. Das sind Vorbilder für uns und sie beeinflussen bzw. übermitteln uns Werte. Diese Werte bestimmen unser ganzes Leben lang, welche Geschichten wir uns erzählen und welche Erfahrungen wir uns ganz bewusst oder unbewusst selbst suchen, um diese Werte zu bestätigen.

Sprache ist einer der größten Einflussfaktoren und wirkt auf uns indem wir uns selbst Geschichten erzählen. Und selbst, wenn du in jungen Jahren geprägt wurdest und nicht so schöne Erfahrungen gesammelt hast, ist vielleicht eine Ausrede, aber noch keine Begründung dafür, warum es dir heute nicht gut geht. Übernehme Verantwortung für deine eigenen Gedanken, denn damit fängt alles an. „Wie spreche ich mit mir?“ oder „Welche Geschichten erzähle ich mir?“ Das liegt wirklich zu hundert Prozent in deiner eigenen Kontrolle. Du kannst selbst entscheiden, wie du in Gedanken mit dir sprichst. Das beeinflusst auch, ob du im Hier und Jetzt Erfolg hast oder nicht.

Wie kann ich meinem Kind bei Ängsten und Prüfungsblockaden sprachlich zur Seite stehen?
Ängste sind an sich ein Thema. Ich habe von Richard Bandler gelernt, dem Gründer des NLP (neurolinguistische Programmierung), wie Linguistik unser Gehirn programmiert und unsere Gedanken und damit unser Leben beeinflusst. Richard Bandler sagt, dass es nur zwei angeborene Ängste gibt.

Das ist die Angst, aus großer Höhe zu fallen und die Angst vor lauten Geräuschen. Das ist für viele Menschen noch heute so. Wenn es zwei Ängste gibt, die angeboren sind, bedeutet das im Umkehrschluss, dass alle anderen Ängste nicht angeboren sind, sondern erlernt. Und alles, was erlernt wurde, kann auch wieder umgelernt werden.
Wenn wir von Angst sprechen, was meinen wir genau? Ängste sind nur eine Erwartung an die Zukunft, in der wir uns selbst eine Geschichte erzählen. Wie beim vorherigen Beispiel: Wir erzählen uns eine Geschichte über die Vergangenheit und wenn sie negativ ist, geht es uns im Jetzt auch schlecht. Eine Angst an die Zukunft ist nur eine Erwartung, eine Geschichte, die ich mir über das erzähle, was vielleicht passieren könnte und dadurch geht es mir schlecht.

Du solltest erstmal den Unterschied zwischen einem realen Risiko und einer unbegründeten Angst lernen. Denn ganz oft machen wir uns im Kopf die Dinge schlimmer, als sie wirklich sind. Den meisten Stress, den wir heute erleben, der ist gar nicht real und ist zu fünfundneunzig Prozent nur im Kopf. Den Stress machen wir uns selbst, denn wir erzeugen diese inneren Ängste nicht nur, sondern verstärken diese. Das hat sehr viel damit zu tun, auf was ich gewöhnt bin, meinen Fokus zu richten. Auf die positiven Dinge? Auf die Risiken, die ich sinnvoll bewerte? Oder auf das schlimmste Szenario, was ich mir vorstellen kann? Und dann mache ich das immer schlimmer.
Ängste, die entstehen nicht von jetzt auf gleich, sondern sie bauen sich über eine gewisse Zeitspanne und über mehrere Erfahrungen auf. Wenn ich es mir selbst schlechter rede, dann wird das Gefühl auch immer unangenehmer.

Ich finde es in dieser essentiell wichtigen Phase ganz, ganz wichtig, da es um Selbstverantwortung und um Eigenverantwortung geht. Diese Verantwortung beginnt bei den eigenen Gedanken, d.h. den Fokus darauf zu richten, wie ich mich selbst im Kopf beeinflusse. Ich sage nicht, dass du als Elternteil alles richtigmachen wirst. Jeder macht Fehler.

Ich empfehle da gerne fünf Punkte, wie ich bei meinen eigenen Gedanken zu mehr Eigenverantwortung kommen kann. Das beginnt mit der Ehrlichkeit. Da geht es noch gar nicht um Ängste, sondern um Ehrlichkeit sich selbst gegenüber, zum Beispiel ehrlich zu sein und zu sagen: „Vielleicht habe ich gar keine Angst. Vielleicht tue ich nur so, als hätte ich Angst, um etwas dafür zu bekommen.“
Manchmal werden Dinge, die wir tun, nicht nur Ängste, benutzt, um etwas ganz Anderes zu erreichen. Es geht gar nicht um die eigentliche Sache. Kinder sind ein toller Spiegel. Und genau hier ist es wichtig, anzusetzen und zu fragen, worauf du jetzt deinen Fokus lenkst und worum es wirklich geht. Das ist Ehrlichkeit. Wenn wir Kinder haben, haben wir alle eine Vorbildfunktion – ob wir wollen oder nicht. Kinder lernen am leichtesten durch Nachahmung. Das heißt, wenn wir nicht ehrlich zu uns selbst sind, wir uns zum Beispiel manchmal die Dinge schlechter reden, als sie wirklich sind, oder wir diese Muster und Gewohnheiten haben, dass wir uns eher auf das Negative fokussieren, dann werden wir das über kurz oder lang auch ganz automatisch an unsere Kinder weitergeben.
Beim Umgang mit den Ängsten meiner Kinder empfehle ich dir bei dir selbst anzufangen und dich zu fragen, wie du mit deinen Ängsten umgehst. Denn das wäre als Vorbild ein Rieseneffekt auf die Erziehung, wie wir selber damit umgehen.

Der zweite Punkt nach Ehrlichkeit ist: keine Ausreden. Das heißt, suche keine Ausreden für unliebsame Tätigkeiten, um sie nicht tun zu müssen. Ganz oft ist das Erreichen eines höheren Ziels mit einer unangenehmen Tätigkeit verbunden. Wenn wir Ausreden suchen ist es das Gegenteil von Eigenverantwortung. Wir geben die Verantwortung ab und immer da, wo wir abgeben, quasi anderen Schuld zuweisen, geben wir auch die Kontrolle über das eigene Leben ab.
Es ist meine Verantwortung selbst zu entscheiden, wie es mir im Hier und Jetzt geht, wie ich mich fühle und wer mich beeinflussen darf. Aber wenn wir Ausreden suchen, dann geben wir diese Macht und diese Kontrolle ab. Und das kann dann auch sehr kontraproduktiv sein.

Der dritte Punkt ist zu lernen, die Beobachtung von der Bewertung zu trennen. Denn ganz oft bewerten wir Dinge, ohne sie wirklich zu kennen und ohne sie zu verstehen. Wir müssen selbst anfangen und überlegen, ob diese Bewertung überhaupt angemessen ist. Ganz oft bewerten wir Dinge, weil wir sie mit dem vergleichen, was wir früher gelernt haben. Gerade für Kinder ist es dementsprechend wichtig zu lernen, dass nur, weil sie eine oder zwei Erfahrungen machen, das noch nicht bedeutet, dass jede andere Erfahrung ähnlich verlaufen wird. Das nennen wir Generalisieren. Du machst ein, zwei, vielleicht drei Erfahrungen in einem ähnlichen Kontext und dann wird es automatisch auf alle weiteren Erfahrungen generalisiert, womit eine Erwartung an künftige Situationen entsteht.

Die Welt ändert sich die ganze Zeit. Wir sind überladen von Informationen und es ist sehr komplex geworden. Und das, was gestern gestimmt hat, das muss heute nicht mehr stimmen. Es ist wichtig, diese Offenheit und Flexibilität zu vermitteln, dass sich Dinge ändern können und dass wir selbst nicht immer richtig liegen müssen. Ich finde es genauso wichtig zu lernen, dass ich falsch liegen kann und Fehler machen darf und das auch als Vorbild zu zeigen. Weil wenn wir selbst bereit sind, vor anderen einzugestehen: „Ich habe was nicht richtig gemacht, ich hätte was dazulernen können.“, dann ist das viel sinnvoller als auf seinem alten Standpunkt festzuhalten, einfach nur, weil man sich selbst nicht verändern möchte. Und das erfordert natürlich Mut. Das ist mein vierter Punkt, sei mutig. Trau dich, auch mal was Neues zu probieren, deine alten Muster und die Gewohnheitszone zu verlassen.

Zum Anschluss folgt Punkt Nummer fünf: Gib dein Bestes! Mutig sein bedeutet nur, sich etwas zu trauen, was andere vielleicht nicht riskieren würden. Es geht auch darum, wieder einzuschätzen, wie richtig meine Bewertung ist. Was wirklich real ist und ob es eine Gefahr ist. Oder ob es einfach nur eine Herausforderung ist. Und jederzeit, bei allem, was man tut, sein Bestes zu geben. Ich weiß, das ist für manche herausfordernd, vor allem vielleicht im Kontext ‘Arbeit‘. Oder wenn ich lerne, dann gibt es Dinge, die mich nicht freuen und ich sie nur tue, weil ich muss, um ein höheres Ziel zu erreichen. Dennoch bin ich der Meinung, dass jede Tätigkeit für sich auch eine Befriedigung bzw. eine Erfüllung sein kann; auch die unliebsamen Dinge.

Wenn du die Verantwortung für dein eigenes Leben übernehmen möchtest, musst du auch die Verantwortung für Dinge übernehmen, die nicht immer schön sind. Aber wie kannst du sie dir schön machen? Ich habe mir während meines Studiums ein Spiel daraus gemacht. Ich habe mich selbst herausgefordert und es ging darum, ob ich das nächste Level erreichen kann, wie bei einem Computerspiel. Das Studium ist wie ein Computerspiel für mich geworden. Ich war selbst überrascht über die Leichtigkeit, die kam, als sich diese Gedanken transformiert haben. Und mit dieser Leichtigkeit lief das Lernen viel einfacher.
Ganz oft machen wir uns selbst innere Blockaden oder haben Blackouts bei Prüfungen, weil wir uns selbst so viel Stress machen. Unter Stress können wir das erlernte Wissen nicht abrufen. Mit Leichtigkeit und Lockerheit steht uns all das Wissen zur Verfügung, das wir schon erlernt haben. So habe ich sogar da mein Bestes geben können, wo es mich zuvor nicht gefreut hat.

Wie kann ich meinem Kind helfen, wenn es Ängste hat – vor allem in der Schule, also Prüfungsangst? Was kann ich da am besten als Mama oder als Papa tun?
Wenn ein Kind Angst vor der Schule hat, dann ist es mit etwas verknüpft. Wir sprechen da von einem versteckten Nutzen. Was schwingt bei der Angst noch mit? Ist es wirklich die Angst vor der Schule? Oder geht es um den Kontakt zu einer Person? Ich würde nie das generalisierte Argument machen, was vielleicht auch oft eine Ausrede ist. Ich möchte damit den Druck rausnehmen und sagen: „Selbst wenn es Situationen gibt, die dir unangenehm sind, oder wo die Dinge nicht so laufen, wie du es möchtest, bedeutet das nicht gleich, dass die Welt untergeht.“ Und mit dieser Leichtigkeit würde ich reingehen.

Ich möchte es als wichtig anerkennen, weil es dem Kind wichtig ist. Auch möchte ich zeigen, dass diese Emotionalität nicht notwendig ist, sondern sogar einschränken kann. Denn unter Stress, vor allem unter Hochstress, haben wir neurophysiologisch keinen Zugriff mehr auf unser Vorderhirn. Das Vorderhirn ist das, wo uns das Wissen zur Verfügung steht, das wir uns angeeignet haben, was uns zum Menschen macht und wodurch wir bewusst und rational entscheiden können.

Ich will nicht so sehr in die Tiefe gehen, aber da werden ein paar Hormone ausgeschüttet, allen voran auch Cortisol und das blockiert unseren Thalamus, der ist wie ein Türsteher. Dieser Türsteher steht vor den Toren deines Geistes und entscheidet, was wichtig und was unwichtig ist. Und nur die wichtigen Dinge kommen zum Chef, dem Vorderhirn, durch. Aber unter Stress ist dieser Türsteher blockiert, dann kommen ungefiltert alle Informationen durch und das überfordert den Chef. Der ist von dieser plötzlichen Flut an Informationen wie paralysiert. Damit wir nicht in diese Schockstarre verfallen, kommt uns dann die Amygdala zu Hilfe. Sie ist wie eine Diva und versucht uns zu helfen. Sie ist das emotionale Zentrum und die Amygdala bemerkt: „Der Türsteher ist gerade überfordert und wegen dem hohen Stresspegel paralysiert. Ich muss ihm helfen!“ Und das macht sie, indem sie vergleicht: „Was ist gerade passiert und woher kennen wir das?“ Wenn jetzt zum Beispiel eine Prüfung ansteht und die letzte Prüfung nicht gut lief, dann vergleicht sie den Zustand mit „es lief nicht gut“. Das verstärkt aber unseren Stress und es entsteht ein Teufelskreis. Dann es ist wichtig, diesen Kreis zu durchbrechen.

Wenn du dieses Muster verändern möchtest, dann musst du es zuerst unterbrechen. Das heißt, wenn Kinder Angst vor der Schule haben, dann würde ich einfach konkret fragen, was genau passiert ist und das wäre schon wichtig zu wissen, denn es ist etwas passiert. Es muss aber nicht automatisch bedeuten, dass es in der Schule passiert ist. Es kann auch sein, dass zuhause etwas fehlt. Weil wenn ich Angst habe, in die Schule zu gehen, dann bleibe ich länger zuhause. Vielleicht wünsche ich mir was zuhause?
Ich will damit aber auch zeigen: es ist nicht immer genauso, wie es vielleicht kommuniziert wird. Es ist nur eine Bewertung und wir müssen Beobachtung von Bewertung trennen. Wenn wir vom Kind hören „da ist irgendwas passiert“, aber wir waren in der Schule nicht dabei und fragen nach, dann ist das jetzt auch wieder nur eine Interpretation bzw. eine Bewertung und sie muss vielleicht gar nicht stimmen. Unsere Kinder lügen uns nicht an, aber es geht darum, dass die Kinder sich selbst im Kopf die Geschichte immer wieder erzählen und vielleicht verändert sich dann die Geschichte. Das ist bei jedem Menschen so, auch bei Erwachsenen.

Jedes Mal, wenn ich mich zurückerinnere, was passiert ist, rufe ich diese Erinnerung ab und beeinflusse diese Erinnerung auch. Das kann auch ein großer Vorteil sein, denn genau das Gleiche kann ich nutzen, um alte, unangenehme Erfahrungen besser aushaltbar zu machen, damit sie keine Kontrolle mehr über mich im Hier und Jetzt haben. Weil selbst wenn die Prüfung zuletzt schlecht gelaufen ist oder irgendwas vorgefallen ist, wo vielleicht dann diese Generalisierung kommt: „Na ja, ich habe halt Angst vor der Schule.“ Das stimmt nicht. Ich habe nicht Angst vor der Schule, sondern es ist etwas passiert und daran erinnere ich mich öfter. Ich mache es im Kopf schlimmer und schlimmer. Jetzt als Elternteil hinzugehen und zu sagen: „Das ist doch gar nicht schlimm.“ nimmt die Angst nicht weg. Ich muss es selbst herausfinden, dass da nichts Schlimmes ist und um das zu können, ist es wichtig, das Muster zu unterbrechen und den Fokus zu verändern.
Das heißt, der Fokus wird verändert und das Muster unterbrochen, dann kann mir bewusst werden, dass es gar nicht so schlimm war, sondern dass ich es mir vielleicht in meinem Kopf nur schlimmer gemacht habe, als es wirklich ist.

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