Immer sind die anderen Schuld? 5 Werkzeuge zu einem jammerfreien Leben

Schuld

Ein Gastartikel von Herbert Husi.

Spreche ich den Arbeitsalltag an, wechseln viele meiner Gesprächspartner automatisch und augenblicklich in eine Art «Jammer-Modus»: Ach ja die Arbeit! Die permanente Verfügbarkeit, die chaotischen Verhältnisse, die unzumutbaren Kollegen, die inkompetenten Vorgesetzten, nervigen Kunden und untauglichen IT-Systeme! Das Erstaunliche dabei: Jammern wollen alle, ganz konkret etwas ändern mag dann aber fast niemand. Auch Lisa nicht, die mir folgende Geschichte erzählte:

Ich sitze im Büro meines Chefs. Eigentlich habe ich eine einfache Frage. Doch wie so oft, labert mein Chef drauf los und ist nicht in der Lage meine Frage schlüssig zu beantworten oder eine Entscheidung zu treffen. Was in einer oder zwei Minuten hätte abgehandelt werden können, dauert jedes Mal 20 bis 30 Minuten. Ich halte das kaum aus. Ich muss mich wirklich fest in den Arm kneifen, um nicht durchzustarten.

Krass. Lisa muss sich sogar selber Schmerzen zufügen, um die Situation mit dem Chef auszuhalten. Wieso tut sie sich das an?

Wer ist Schuld?

Wie Lisa folgen viele in so Situationen dem immer gleichen Muster: Sie reduzieren alles auf die Schuldfrage. Und die Schuld liegt natürlich nie bei einem selber. Bei Lisa ist es der Chef und sie konzentriert alle ihre Energie auf ihn.

Dabei ginge es zum Beispiel bei Lisa nicht darum, festzuhalten, dass der Chef hat keine Entscheidungen treffen könne, keine Führungskompetenz habe und sie unfair behandle. Es ginge vielmehr darum, sich selbst zu fragen, wie sie damit umgehe.

Indem Lisa nur ihren Chef beschreibt und alles von ihm abhängig macht, entzieht sie sich die eigene Handlungsfreiheit. Würde sie sich selbst ebenfalls als Teil des Problems sehen, ergäben sich für Lisa völlig neue Perspektiven und Handlungsalternativen!

Fokussiere die Energie auf eine Richtung!

Der Weg dazu ist einfach und schwierig zugleich: Sieht sich Lisa als Teil des Problems, kann sie beginnen ihre eigene Denk- und Verhaltensmuster zu verstehen. Diese kann sie verändern, denn sie unterliegen ihrer eigenen Kontrolle. Im Gegensatz zu denen ihres Chefs. Hat Lisa erst mal erkannt, dass sie: das Gelabere ihres Chefs stört, sie nach drei Minuten so aufgewühlt ist, dass sie nicht mehr zuhören kann und dass sie sich nicht ernst genommen und alleine gelassen fühlt, so kann sie dies auch ansprechen. Und zwar ganz einfach indem sie sich selbst ins Zentrum des Problems stellt und nicht ihren Chef!

Dadurch fühlt sich der Chef nicht angegriffen, braucht keine Verteidigungshaltung und kann mit Lisa nach Lösungen suchen. Schon klar, das erfordert in der Regel Mut. Aber erst in der Umsetzung. Bevor es Mut kostet, braucht es schlicht und einfach Selbst-Bewusst-Sein. Und Selbsterkenntnis. Sehen, was wirklich stört, lähmt, behindert. Nur so kann etwas dagegen getan werden. Und anschliessend braucht es wirklich etwas Mut, die gefundenen Vorsätze auch umzusetzen.
Also raus aus der Komfortzone des Leidens und rein ins aktive Gestalten des eigenen Lebens!

Das hat übrigens auch Lisa getan. Sie hat ihren Chef auf das Problem angesprochen. Hat ihm gesagt, wie es ihr in gewissen Situationen mit ihm geht, was es auslöst und was sie von ihm erwartet – ja, Sie haben richtig gelesen! Auch ein Mitarbeiter kann Erwartungen an den Chef haben und diesen Ausdruck verleihen. Letztlich hat sich Lisas Chef sogar bei Ihr entschuldigt und sie gebeten, ihm diese Dinge doch immer sofort zu sagen. So hat Lisa, trotzdem sie es nie für möglich gehalten hat, eine Veränderung bei ihrem Chef bewirkt, indem sie etwas bei sich verändert hat.

Schuld

5 Werkzeuge zu einem jammerfreien Leben

Stellen Sie sich selbst ins Zentrum Ihrer Reise in die Zukunft. Erträumen Sie sich Ihren Lebens-Horizont und machen Sie aus Ihren Träumen eine Realität. Sie sind der einzige Mensch, der Ihnen jederzeit sagen kann, wohin Sie wollen und sollen! Auch wenn Sie Angst haben: über alle Abgründe spannt sich Ihr Horizont. Egal wohin andere laufen. Sie haben Ihre Richtung. Immer. Schritt für Schritt Ihre eigene. Und so machen Sie es:

  1. Abschied – Was nicht mehr?
    Sagen Sie «tschüss» zum Jammern und zu anderen Verhaltensweisen und -mustern, die Sie nicht mehr wollen, weil sie zum Jammern (ver)führen. Verabschieden Sie sich von Blockaden, Barrieren und Ballast. Mit weniger Gepäck kommt man schneller vorwärts!
  2. Einflussbereich – Was können Sie beeinflussen?
    Finden Sie heraus, was in «jämmerlichen» Situationen anderes tun können als jammern. Und zwar ganz konkret. Und legen Sie dann für sich fest, was Sie anders machen werden! Fokussieren Sie sich dabei nur auf Dinge, welche in Ihrem Einflussbereich liegen.
  3. Achtsamkeit – An was Sie es merken?
    Überlegen Sie sich, an was Sie selber merken werden, dass Sie sich in einer «Jammer-Situation» befinden. Ab sofort werden Sie mit dem Anti-Jammer-Filter unterwegs sein und zielsicher alle Jammer-Situationen sofort als solche identifizieren.
  4. Veränderung – Wie Sie Ihr Verhalten ändern?
    Sie haben bereits alles, was Sie brauchen. Sobald Sie merken, dass Sie in einer «Jammer-Situation» (3.) sind, wenden Sie einfach die erarbeiteten Handlungsoptionen (2.) an. Wichtig dabei ist, suchen Sie keinen Schuldigen in der Aussenwelt.
  5. Beute – Was hat es gebracht?
    Reflektieren Sie die Situation. Wie zufrieden sind Sie mit dem Ergebnis? Was ist gut gelaufen, was nicht und wieso? Wie war die Reaktion der involvierten Personen? Das ist Ihre Beute. Beute, die Ihnen hilft, die nächste Situation noch besser zu meistern.

herbert-husi SchuldÜber den Autor

Herbert Husi ist Partner und Mitinhaber der Husi Giessmann Lippuner GmbH. Er leitet z.B. den Horizont-Workshop. Darin zeigt er Menschen, die generell das Gefühl haben, dass sie nicht restlos zufrieden sind, dass es auch anders geht. Fragst auch du dich manchmal, ob du das Leben lebst, das du leben willst? Ob das schon alles war? Ob es so weiter gehen soll? Dann nimm an einem der Horizont-Workshops teil.

ben-optinDu willst mehr wissen?

Dann trag deine E-Mail Adresse im Feld unterhalb ein und hol dir das kostenlose Startpaket. Es enthält:

  • Eine herunterladbare Kopie meines Buches „Entscheidungsmacher“
  • So findest du deine Ur-Motivation (eBook)
  • Das Manifest (Motivations-Poster)
  • Der Tempel der tausend Spiegel (Geführte Meditation als Audio)

Mit Klick auf den Button stimme ich zu, die Infos und ggf. weiterführendes Material zu erhalten (mehr Infos). Meine Daten sind SSL-gesichert und ich kann meine Zustimmung jederzeit widerrufen.

14 Kommentare, sei der nächste!

  1. „Verabschieden Sie sich von Blockaden, Barrieren und Ballast.“… klingt ja voll cool und einfach :-) ist jedoch meistens eine Lebensaufgabe, die etwas länger dauert…
    sonst sind hier gute Ansätze zu lesen ! Lieber Gruß von Silvia

    1. Liebe Silvia
      Ja klar, die tief verwurzelten Muster los zu lassen, das ist nicht einfach und braucht viel Zeit. Glücklicherweise gibt es aber auch Verhaltensweisen oder Denkmuster, die ich einfach(er) los lassen kann. Wie zum Beispiel zu telefonieren anstatt schriftlich zu kommunizieren. Und ganz wichtig, wie Benedikt auch schon gesagt hat, einfach damit anzufangen, den ersten Schritt machen und sich nicht davor verstecken oder abschrecken lassen, dass es wohl viel Zeit braucht.
      Einen leichten, ballastfreien Weg wünscht Dir
      Herbert

  2. Hi Herbert.
    Ein packender und einfach zu lesender Artikel wie ich finde. Das Thema an sich ist sehr wertvoll. In der Arbeitswelt sehe ich oft wie die Schuld bei anderen gesucht wird. Wenn wir die Schuld bei anderen suchen übertragen wir gleichzeitig die Verantwortung an den Schuldigen. Doch die Verantwortung für unser eigenes tun können wir nicht abtreten.

    Schönen Gruss
    Markus

  3. Man selber ist schuld, immer. Klingt zwar ein wenig übertrieben aber was bringt es Fehler von anderen Menschen zu suchen. Wollen wir Andere ändern oder uns selbst? Es ist wichtig den Fokus auf sich zu lenken.

    1. Hallo Rigo
      Ändern kannst Du eh niemanden – nur Dich selbst. In diesem Sinne macht der Fokus auf Dich selbst ganz viel Sinn. Und Du übernimmst automatisch Verantwortung für Dein Leben.
      Viel Spass dabei.

      Herbert

  4. Komfortzone des Leidens – der Begriff gefällt mir. Denn tatsächlich fällt mir immer wieder auf, dass viele Menschen in ihrem Jammern nicht gestört werden wollen. Wenn du versuchst, sie darauf aufmerksam zu machen, dass sie bei sich selbst anfangen könnten, werden sie regelrecht wütend.
    Ich kann es aber auch sehr gut verstehen, dass jeder Mensch Zeit braucht, um sich an diesen Gedanken heranzutasten.
    Bleibt nur die Frage: Wie kann ich jemanden aus dem ‚Jammer-Modus‘ holen, ohne direkt alle Abwehrmechanismen zu aktivieren?

    Viele Grüße,
    Marie

    1. Liebe Marie
      Das ist eine gute Frage.
      Meine Erfahrung ist, dass man Menschen nicht aus dem Jammer-Modus holen kann. Sie müssen sich das selber raus holen. Oft ist bei diesen Menschen einfach der „Leidensdruck“ noch nicht gross genug.
      Auch hier jedoch gilt, wir können nicht die „Jammerer“ ändern, unseren Umgang mit ihnen jedoch schon. Zum Beispiel in dem wir dem Jammern keine Aufmerksamkeit mehr schenken, nicht mehr darauf eingehen oder gar klar machen, dass wir davon nichts mehr hören wollen, ausser das Gegenüber ist bereit, tatsächlich etwas zu ändern.

  5. Hahahahahaha, das ist ein wirklich toller Artikel und es macht Freude und Spaß ihn zu lesen.
    Ich würde gerne noch einen 6 Punkt hinzufügen, der genauso wichtig ist, wie ich finde:
    Welche gute Absicht hinter dem Jammern steckt. Aus meiner Erfahrung als Coach lerne ich immer wieder Menschen kennen, die zwar jammern und es ablehnen, aber selten danach fragen, warum, sie eigentlich jammern. Ist es nicht auch eine Art von Schutz, die wir uns so gewähren? Die uns den Schmerz, der gerade vielleicht überhand nimmt, einfach etwas leichter zu ertragen macht? Die einen Jammern, die anderen verziehn sich mit einer Tafel Schokalade ins Zimmer. Das sind Schutzmechanismen, die der Seele erlauben, runterzufahren, zur Ruhe zu kommen.

    Menschen jammern nicht, weil sie es so toll finden, Menschen jammern aus bestimmten Gründen und meine Aufgabe als Coach ist es, diese Gründe aufzuspüren und aufzulösen, sodass automatisch mehr Lebensfreude und Frieden im Leben herrscht.
    Wenn jemand herausfindet, warum er überhaupt jammert, dann kann er loslassen und Verantwortung übernehmen für sich und sein Handeln.

    Danke für die Inspiration hier.
    Ihr seid Klasse!
    Mit strahlenden Grüßen, auch für Eure Familien
    Elena Sommer

    1. Guten Morgen Elena
      Wie recht Du hast. Jammern als Schutzmechanismus leistet gute Dienste. Dagegen spricht nichts, so lange das Jammern nicht „chronisch“ wird. und wenn doch, dann tun mindestens Deine Coachees das Richtige. Sie kommen zu Dir und holen sich Hilfe, um aus der Jammerfalle zu entkommen. Mein sechster Punkt wäre daher nicht der Schutzmechanismus, sondern, wenn gar nichts geht: Unterstützung suchen bei einem Coach.

      Sonnige Grüsse und alles Gute
      Herbert

  6. Hallo Herbert, hallo Ben,
    super Artikel! Ich freue mich gerade richtig darüber, da mir das auch schon aufgefallen ist. Ich denke, dass so etwas viel Schuld gar nicht real existent ist, sondern nur die Möglichkeit, die Situation zu verbessern. Deswegen verstehe ich die Menschen auch nicht, welche die Schuld immer auf andere schieben. Mir ist es inzwischen egal, ob ich Schuld bin oder nicht, ich versuche nur das Beste aus der Situation herauszuholen.
    Ich werde auch weiterhin versuchen andere zu animieren ihre Probleme selbst anzupacken!

    Gruß
    Sándor

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert