Du hast endlich die lang erwartet Beförderung bekommen. Oder hast eine 1 auf deine letzte Prüfung geschrieben. Natürlich war das! Ganz logische Konsequenz, es konnte gar nicht anders kommen… das ist keine eingebildete Überlegenheit, oder?
Was aber sagst du dir, wenn der Kollege dir den Aufstiegsposten vor der Nase wegschnappt? Oder du bei einem Test durchfällst und nochmals wiederholen musst? Plötzlich sind 1.000 Gründe da, warum es nicht an dir lag: Der Chef ist unfair. Die Prüfungsfragen waren so nicht vorhersehbar (und bisher immer ganz anders!) Und so geht es weiter…
Wo kommt das aber her? Die Wissenschaft hat dafür einen Namen:
Die Überlegenheitsillusion
Das Überschätzen der eigenen Stärken und das Unterschätzen der eigenen Schwächen wird von Psychologen zur Steigerung eines positiven Selbstbildes und des Optimismus als sinnvoll betrachtet. Aus Sicht der Illusion fühlt sich jeder Mensch klüger, erfolgreicher, schöner und beliebter als der andere.
Dieser verinnerlichte Optimismus in Kombination mit Selbstüberschätzung führt bei den meisten Menschen zu einer konsequenten und systematischen Überschätzung der eigenen Stärken und Unterschätzung der eigenen Schwächen. Dieses Phänomen der „Überlegenheitsillusion“ bestimmt die Wahrnehmung in den meisten Lebenskreisen. Jeder hält sich in seinem Inneren in bestimmten Attributen intelligenter, interessanter und attraktiver als andere Personen im Umfeld. Diese Illusion hat einen positiven Einfluss auf das persönliche Selbstbild und dient zur Steigerung der Motivation. Doch jedem einzelnen Menschen ist diese Überlegenheitsillusion bei sich selbst meist nicht bewusst, bei anderen durchaus, aber nicht bei der eigenen Person.
Gerade bei sich selbst ist es schwierig, die Überlegenheitsillusion zu erkennen und zuzugeben. Im Journal „PNAS“ belegte eine Studie japanischer Wissenschaftler des National Institutes of Radiological Sciences die Existenz des Phänomens. Das Forscherteam konnte beweisen, dass dem Dopaminspiegel im Gehirn die Verantwortung für die Überlegenheitsillusion zuzuschreiben ist. Dabei wurde die Hirnaktivität von 24 männlichen Probanden im Stirnlappen, dem Zentrum für situationsgerechtes Handeln und die verantwortliche Körperregion für die Koordination von Kognition, Emotion und Motivation, untersucht. Aus früheren Untersuchungen war der Einfluss des Dopamingehalts auf die Motivation und Stimmung des Menschen bereits bekannt.
Fazit
Das Ergebnis der Studie zeigte, dass der Dopaminanteil im Striatum bei jenen Versuchsteilnehmern am höchsten war, welche sich zuvor besonders extrem nach dem Phänomen der Überlegenheitsillusion verhielten. Diese Gehirnregion könnte zur Schaffung eines positiven Selbstbildes durch das Hervorheben von persönlichen Fähigkeiten und Attributen verantwortlich sein. In Kombination mit der Aktivität der Hirnlappen entwickelt sich daraus der Optimismus. Yamada stuft die Überlegenheitsillusion als evolutionär lebenswichtig ein. Er sieht sie als niemals endende Quelle der Hoffnung, welche durch gute Taten stetig gestärkt wird.
Alles Liebe,
danke schön
Ohne Besserwisserei (auch ein Überlegenheits-Phänomen): es könnte auch genau umgekehrt sein.
Nicht Überlegenheit sondern Unterlegenheit, Minderwertigkeitsgefühl, könnte der Grund sein, sich selbst zu überschätzen und Fehler bei anderen zu suchen. Eine Überlebensstrategie, um mich behaupten zu können in einem Umfeld, dem gegenüber ich mich nicht gewachsen fühle. Sonst könnte ich ja ganz gelassen damit umgehen. Es könnte ganz spannend sein, diese beiden Annahmen einmal gegenüber zu stellen.
Ansonsten finde ich den neuen Auftritt besser, weil klarer.
Gruß und Dank für Ihre Arbeit. Martin
Hallo Martin, da hast du natürlich absolut Recht! Beide Extreme behandeln das selbe Thema. In diesem Fall könnte man auch toll von einem Schatten sprechen, s. http://www.benediktahlfeld.com/blog/emotionales-uebergepaeck
Gerne!
Hallo, ich denke, dass der selbe Versuch mit einer weiblichen Probandengruppe deutlich anders ausfallen würde. In einer Gruppe Männer und in einer Gruppe Frauen mit vergleichbarem sozialen Status, geben Männer auf die Aufforderung 10 positive Eigenschaften über sich selbst zu nennen, spontan in sehr kurzer Zeit mind. 10 Eigenschaften an. Frauen hingegen nennen meist erst nach mind. der 3fachen Zeitspanne des Nachdenkens nicht mehr als 6 und vielen fallen nicht einmal 3 ein. Diese Beobachtung bezieht sich auf die Altersgruppe 30+ bis ca. 55-jährig.
Neuer Auftritt wirkt seriös und strukturiert, hat vielleicht etwas an ‚Frische‘ eingebüßt. Vielen Dank für die vielen Anregungen. Manchmal fehlt mir der reflektierte Blick bzgl. der Vielfalt menschlichen Verhaltens und bzgl. menschlicher Eigenschaften und den Unterschieden zwischen den Geschlechtern. Die eigenen Erfahrungen und das eigene Empfinden stellen immer nur einen winzigen Ausschnitt aus einem riesigen Pool an Möglichkeiten dar.
Beste Grüße von Sabine
Hallo Sabine, danke für deinen Input! Passend zum Thema:
https://www.youtube.com/watch?v=litXW91UauE
Hallo,
grundsätzlich versuche ich jeden Menschen gleich zu behandeln aber ab und zu ertappt man sich auch dabei, bei der Überlegenheitsillusion. Grundsätzlich ist jeder Mensch in mindestens einer Sache besser als ich und ich könnte von diesen lernen. Wenn man es zulässt.
Liebe Grüße
Sebastian
Hi Sebastian,
da stimmte ich dir zu! Man kann von jedem lernen. Die Frage ist, ob du die Strategien modellierst die erfolgversprechend sind – oder jene, die dich blockieren!
Krasser Gedanke, wäre mir so nie in den Sinn gekommen. Ich glaube, dass es wichtig ist sich selbst besser einzuschätzen, als es andere tun, weil sonst könnte es passieren, dass andere dir Ihre Meinung sagen und diese vielleicht sogar akzeptierst obwohl diese Behauptung, wenn Sie schlecht wäre, gar nicht zu deiner Person passt. Ich finde man sollte sich selbst immer treu bleiben.
Gruß
Ruben Pasternak
Hallo Ruben, ja, das finde ich auch!