Wie du ab sofort souverän mit Kritik umgehst

Kritik

Ich bin enttäuscht. DeinePräsentation war nicht überzeugend. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Kunden darauf einsteigen werden.“

Die Kritik meines Kollegen trifft mich wie ein Faustschlag. Mein Magen zieht sich zusammen und mir wird abwechselnd heiß und kalt.

Tagelang habeich gearbeitet und vorbereitet, die Präsentation ausführlich geprobt. Sicher, nicht alles war perfekt, aber nach meinem eigenen Eindruck, ist die Veranstaltunggut gelaufen:Ich bin sicher aufgetreten und habemotivierend gesprochen.

Wie soll ich nun auf die harten und direkten Worte meines Kollegen reagieren?

 

Ungünstige Reaktionen auf Kritik

Wenn uns Kritik unvorbereitet trifft, springen meist uralte Muster an: Flucht, Gegenangriff oder Tot-stell-Reflex.

Die Fluchtvariante:Wir wollen am liebsten weglaufen und uns unter der Bettdecke verkriechen. Das hieße in dem geschilderten Fall: Ich gesteht das eigene Versagen ein, bitte den Kollegen um Entschuldigung und beteuere, dass ich es beim nächsten Mal besser machen werde.

Die Angriffsvariante:Wir gehen zum Gegenangriff über und suchen nach einem Punkt, den wir dem Gegenüber vorwerfen können. Etwa so: Ich sage dem Kollegen, dass eres versäumt hat, mir im Vorfeld alle nötigen Informationen zu liefern. Außerdem hätte ich mirvon ihm während der Präsentation mehr Unterstützung gewünscht.

Die Tot-stell-Variante: Wir regieren überhaupt nicht auf die Kritik und tun so, als haben wir nicht gehört: Ich ignoriere den Kollegen und seine Kritik. Ich lasse seine Kritik an mir abprallen, versuche äußerlich ganz ruhig zu bleiben und spiele – scheinbar gelassen – mit meinem Handy herum. In meinen Inneren sieht es aber ganz anders aus.

Alle drei Varianten sind uralte Muster, die tief in uns verankert sind und meist sehr schnell und automatisch anspringen – oft noch bevor wir zum Nachdenken kommen. Jeder von uns hat in der Regel eine bevorzugte Variante, mit der er oder sie meist reagiert.

Evolutionsgeschichtlich sind diese Muster durchaus sinnvoll. Sie haben allerdings einen hohen Preis: Entweder kommt es zu einer Eskalation der Situation oder ich muss mich selbst so zurücknehmen, dass ich mit mir unzufrieden bin.
Stattdessen ist folgendes Vorgehen sinnvoll, wenn du gelassen und konstruktiv auf Kritik reagieren willst:

6 Schritte, um souverän mit Kritik umzugehen

  • Versuche Zeit zu gewinnen

Wenn du kritisiert wirst, ist es wichtig, zu verhindern, dass die automatischen Muster anspringen. Versuche stattdessen, Zeit zu gewinnen. Das geht, indem du direkt sagst „Diese Kritik überrascht mich, ich brauche jetzt einen Moment Zeit, bevor ich darauf reagiere.“ Oder du nimmst ganz bewusst drei tiefe Atemzüge anstatt direkt zu antworten.
Meiner Erfahrung nach ist dieser erste Schritt der schwierigste, aber auch der wichtigste. Wenn du es geschafft hast, nicht direkt zu reagieren, sondern etwas inneren Abstand zu gewinnen, dann ist das schon die halbe Miete!

  • Mach Dir klar: „Was Peter über Paul sagt, sagt mehr über Peter als über Paul“

Das, was dein Kritiker sagt, ist keine absolute Wahrheit. Er benennt seine eigene subjektive Sichtweise. Die Kritik sagt viel mehr über ihn selbst als über dich aus.Und du weißt nicht, welche Motivation dahintersteht. Hat der Kollege vielleicht einfach einen schlechten Tag? Streit mit seiner Frau? Ist er neidisch, weil die Präsentation so gut war und er will sie nur schlechtmachen, um selbst besser da zu stehen? Hätte ein weiterer Kollege sich vielleicht ganz anders geäußert?

Es ist eine gute Strategie, Rückfragen an den Kritiker zu stellen und nach seinen Wünschen und Bedürfnissen zu fragen. So kannst du dazu kommen, über den Kritiker zu reden und nicht über dich selbst. Die entscheidende Frage ist dann nicht, warum du etwas so und so gemacht hast, sondern warum der Kritiker auf dein Verhalten so „anspringt“ und es kritisieren muss.

  • Akzeptiere, dass du es nicht allen Menschen recht machen kannst

Egal, was du machst, wird es immer jemand geben, der nicht gut findest, was du tust. Das ist eine ganz banale, aber trotzdem sehr wichtige Einsicht. Ganz egal, wie du dich verhältst, wirst du nicht so leben können, dass alle es toll finden.

Wenn du dich zum Beispiel politisch engagierst, werden einige Menschen deine politische Überzeugung kritisieren. Wenn du umgekehrt, dich nicht engagierst, werden andere Menschen genau das kritisieren. Und in allen anderen Lebensbereichen Bereichen ist das auch so.
Von daher ist es vollkommen normal, kritisiert zu werden oder zumindest kritisch gesehen zu werden (denn nicht alle Menschen sagen offen, was sie denken). Es gehört zum Leben dazu und ist unvermeidbar.

  • Entscheide, welche Bedeutung du der Kritik geben willst

Du entscheidest, welche Bedeutung, die Kritik für dich hat. Das ist eine ganz wichtige Einsicht. Die Kritik verletzt dich nur, wenn sie etwas in dir anstößt, das dir etwas ausmacht. Manchmal sind es alte Glaubenssätze, die aktiviert werden. Deshalb ist Kritik auch immer eine Lern- und Entwicklungschance für uns: Fragedich: Was stößt diese Kritik in mir an? Welche alten Muster springen an? Und vor allem: Ist das wirklich so, wie ich es glaube oder früher einmal gelernt habe?

  • Setze die Kritik in den richtigen Zusammenhang

Die Kritik von anderen Menschen verletzt uns vor allem, wenn wir sie nicht in die richtige Relation rücken, sondern als einzige Wahrheit ansehen. Aber es ist nie (!) so, dass wir nur so sind, wie der Kritiker uns sieht.
Es ist wichtig, sich klar zu machen: Es gibt in jeder Situation auch andere Menschen, die uns und unser Verhalten ganz anders beurteilen als der Kritiker.
Wenn du in einer Kritiksituation bist, kannst du deshalb versuchen, innerlich etwas zurück zu treten und dich einfach mal fragen, wie ein Freund oder ein wohlmeinender Kollege diese Situation und dein Verhalten bewerten würde.
Eine gute vorbeugende Maßnahme, um mit Kritik umgehen zu können ist es, sich ein Erfolgstagebuch anzulegen. Schreibe einfach regelmäßig auf, wenn du Lob und positives Feedback von Kollegen, Kunden, dem Chef oder Freunden bekommst. Oder auch, wenn du selbst das Gefühl hast, dass du etwas gut gemacht hast.
Das ist sehr gut für dein Selbstbewusstsein und macht dich dafür bereit, auch mal mit Kritik umzugehen.

  • Prüfe,was du aus der Kritik lernen kannst

Souverän mit Kritik umzugehen, heißt nicht, sich grundsätzlich gegen jede Kritik zu immunisieren. Es geht vielmehr darum, die Kritik richtig einzuordnen. Deshalb kannst du dir abschließend dann auch überlegen, ob es einen konstruktiven Aspekt an der Kritik gibt, aus dem du etwas für dich mitnehmen kannst.

Resümee

Es ist eine Herausforderung, kritisiert zu werden und mit dieser Kritik souverän und konstruktiv umzugehen. Es wird dir vermutlich nicht sofort in 100% der Fälle gelingen. Aber es lohnt sich, die von mir vorgeschlagenen Schritte einzuüben und nach und nach im souveränen Umgang mit Kritik zu wachsen.

Hilfreich und eine gute Übung ist es auch, Situationen, in denen du kritisiert worden bist, im Nachhinein noch einmal zu reflektieren. Setze dich einfach nach einer Situation, die dich noch beschäftigt für 15 Minuten hin und gehe diese Situation mit Hilfe meines Worksheets durch. Du wirst nicht nur die betreffende Situation anders und erleichternder einschätzen, sondern auch für zukünftige Situationen, in denen du kritisiert wirst, viel daraus lernen.

Über den Autor:

Oliver Teufel ist Coach, Supervisor und evangelischer Pfarrer. Er hilft Menschen dabei, mit den Herausforderungen in ihrem Leben gelassen und selbstbewusst umzugehen. Auf seinerWebsite (www.coaching-supervision-kassel.de) stellt er praxiserprobte Selbstcoaching-Strategien vor. Seine Leser erfahren, wie sich selbst weiterentwickeln und ihre Ziele leichter erreichen können.

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